Kinderbuch und Jugendbuch - wir behandeln alle Themen.
00:00:00: Intro: Die Kinderbuchpraxis. Hier behandeln Dr. Stefan und Mr. Ralf Themen rund ums Kinder- und Jugendbuch. Sie sprechen über aktuelle Entwicklungen auf dem Buchmarkt oder über Bücher. Und zwar jeden zweiten Freitag. Mr. Ralf, das ist Ralf Schweikart. Dr. Stefan, das ist Dr. Stefan Hauck. Bodo Wartke hat mit Barbaras Rhabarberba den Zungenbrecher wieder cool gemacht.
00:00:23: Intro: Gerade hat er ein Buch mit alten und neuen Zungenbrechern rausgebracht. Was ihn an der Sprachakrobatik so reizt darüber spricht er mit Dr. Stefan und Mr. Ralf. Und damit herzlich willkommen in der Kinderbuchpraxis.
00:00:37: Mr. Ralf: Herzlich willkommen, Bodo Wartke. Für viele ja der Mensch, der den Zungenbrecher wieder populär gemacht hat.
00:00:45: Mr. Ralf: Mit dem dicken Dachdecker und vor allem mit Rhabarber.
00:00:50: Mr. Ralf: Jetzt
00:00:50: Mr. Ralf: ist das glaube ich nicht ganz das, wo du herkommst. Du kommst ja aus dem Musik-Kabarett, aus dem Musikspielen Singen Texte schreiben und dann vertonen Da ist jetzt erst mal das Thema Zungenbrecher gar nicht so unbedingt naheliegend. Wie ist es denn dazu gekommen?
00:01:07: Bodo Wartke: Es fing alles an mit einer Idee, also tatsächlich mit Fischers Fritz fischt frische Fische. Da habe ich mir die Frage gestellt, Wie könnte der denn weitergehen? Was macht er denn eigentlich mit seinen frischen Fischen, nachdem er sie gefischt hat? Und kann ich das in Reimform bringen und gleichzeitig den Tatbestand des Zungenbrechers aufrechterhalten?
00:01:25: Bodo Wartke: Also die Art und Weise, wie ich auch die Zungenbrecher fortspinne das ist ja eine Art und Weise, Texte zu schreiben, wie sie in meinen Liedern durchaus auch anzutreffen ist. Also da gibt es viele Binnenreime, viele artistische Reime, also viele Dinge, die den Kriterien eines Zungenbrechers genügen. Da habe ich einfach zwei Welten zusammengebracht die sich im Grunde eh schon überlappt haben.
00:01:49: Mr. Ralf: Aber
00:01:50: Mr. Ralf: jetzt sind ja auch noch welche dazugekommen die jetzt nicht auf Fortführung von Bestehenden basieren sondern es sind ja jetzt auch noch eigene dazugekommen Das hat sich dann schon so bisschen verselbstständigt oder?
00:01:58: Bodo Wartke: Ich habe gar nicht geahnt wie viele Zungenbrecher es überhaupt gibt in unserer Sprache.
00:02:02: Bodo Wartke: Also natürlich so die gängigen Bekannten. Aber eben auch etliche, die man im Internet findet, zum Beispiel auf so Seiten, die sich mit Sprachpädagogik und auch Heilpädagogik, Logopädie befassen, wo es darum geht, Sprache wieder zu erwerben. So also in der Arbeit mit Schlaganfallpatienten zum Beispiel. Und mir werden inzwischen halt auch viele Zungenbrecher zugeschickt von Leuten, die diese im Internet aufstöbern.
00:02:27: Bodo Wartke: Ich habe Leute kennengelernt die sich selber welche ausdenken. Ich habe mir selber welche ausgedacht Also dieses Feld scheint noch lange nicht abgeerntet zu sein.
00:02:35: Dr. Stefan: Hast du als Kind
00:02:36: Dr. Stefan: eigentlich auch schon Spaß gehabt an diesen Zungenbrechern wie dem Cottbuser Postkutschkasten und so an an diesen dem Whisky Mixer und an solchen
00:02:50: Dr. Stefan: Sprachspielereien?
00:02:50: Bodo Wartke: Ehrlich gesagt geht es so. Ich hatte immer Spaß an Reimen und an Wortspielen. Und viele Zungenbrecher sind ja einfach erstmal schwierig. Also die haben weder Reime noch irgendwie pfiffige Wortspiele, sondern sind in erster Linie schwer auszusprechen. Und ich habe gemerkt wie viele andere auch, dass Ich schmeiße relativ schnell die Flinte ins Korn.
00:03:10: Bodo Wartke: Also man scheitert erstmal daran und hat auch nicht so richtig den Antrieb bei der Stange zu bleiben. Aber in dem Moment, wo ich mir halt den Zungenbrecher schön mache, indem ich halt so die Bodoismen alle einbaue, also all die Dinge, die ich selber toll finde, pfiffige Reime lustige Wortspiele, eine spannende Geschichte mit einer Pointe habe ich halt auch Bock, diese Geschichte zu erzählen und eben die Herausforderungen zu meistern, das richtig auszusprechen.
00:03:36: Bodo Wartke: Also auf einmal... Macht mir die ganze Sache Spaß und das sorgt dafür, dass ich bei der Stange bleibe. Und ich glaube, das geht vielen anderen Leuten auch so. Und so bin ich letztendlich auch bei anderen Werken von mir vorgegangen. Ich habe ja das ganze antike Drama König Oedipus und auch das Nachfolgedrama Antigone auf die Bühne gebracht.
00:03:54: Bodo Wartke: Und zwar so, wie mir das Spaß macht. Wir haben das in der Schule gelesen, es hat überhaupt keinen Spaß gemacht. Und ich habe mich damals schon gefragt, wie müsste es denn sein, damit es mir Spaß macht? Und bin im Grunde genauso vorgegangen wie jetzt bei den Zungenbrechern auch. Ich habe es gelesen In eine zeitgenössische Sprache übersetzt.
00:04:09: Bodo Wartke: Ich habe dafür gesorgt, dass es sich reimt dass es musikalisch ist, dass es cool klingt. Und siehe da, auf einmal macht es nicht nur mir Bock das vorzutragen sondern auch Leuten da zuzuhören. Und das ist Kommen ganze Deutschleistungskurse zu mir ins Theater, die halt sagen Ey, endlich macht das mal Spaß und jetzt haben wir auch das Stück verstanden.
00:04:29: Bodo Wartke: So und bei den Zungenbrechern passiert was ähnliches. Also die Kinder kommen von sich aus auf die Idee, das würden wir gerne mal im Deutschunterricht besprechen und kommen auf ihre LehrerInnen zu und sagen Hier, das wäre doch mal was so. Und selbst in anderen Ländern findet das statt und die Kinder tanzen das auf dem Schulhof.
00:04:45: Bodo Wartke: Also es ist ja wirklich unglaublich Ich habe eine eine ohne das Beabsichtigt zu haben, eine groß angelegte Werbekampagne für die deutsche Sprache lanciert Auf einmal gilt die deutsche Sprache als cool. Und zwar nicht nur in Deutschland.
00:04:59: Dr. Stefan: Das
00:04:59: Dr. Stefan: Besondere bei dir ist ja, dass du eine gewisse Musikalität reinbringst.
00:05:04: Dr. Stefan: Also wenn man nur den Zungenbrecher an sich oft anhört oder selber ausprobiert, klingt er erst mal da-da-da-da-da-da-da-da sehr, sage ich mal, trocken und jetzt spröde. Du bringst aber so einen Rhythmus Rein, manchmal so ein Rap-Rhythmus sage ich jetzt. Das ist fast ein Zungenbrecher. Rap-Rhythmus genau, rein, das klingt wie in Rhön fast, Rap-Rhythmus rein, dass das plötzlich moderner daherkommt und ich sage mal, für viele junge Leute einfach Plötzlich cool wirkt
00:05:41: Bodo Wartke: Das finde ich das Besondere.
00:05:42: Bodo Wartke: Ja, das ist natürlich toll, wenn das gelingt. Also das ist genau ja auch das, was mich selber an der Sprache interessiert Nämlich nicht nur, was sagt sie aus? So, also was kann ich, wie kann ich etwas mit ihr möglichst präzise und deutlich auf den Punkt bringen, sondern wie kann ich auch noch dafür sorgen, dass sie gut klingt?
00:05:57: Bodo Wartke: So, wie kann ich die Sprache musikalisieren? So und Rhythmus ist halt ein mächtiger Faktor genauso wie Reime auch. Und genau das findet ja seit eh und je im Hip-Hop statt. Also jemand hat mir mal gesagt, Rap sei im Grunde die Abkürzung für Rhythm and Poetry.
00:06:12: Bodo Wartke: Und das
00:06:13: Bodo Wartke: finde ich halt total schön und total, ja, also damit ist alles gesagt.
00:06:16: Dr. Stefan: Das würde
00:06:17: Dr. Stefan: genau passen
00:06:18: Dr. Stefan: zu deinen ganzen Reimen die du hast. Du erzählst eben Geschichten. Und diese Geschichten, da habe ich mich gefragt, wenn du anfängst... Manchmal ist es ja so, es findet sich noch ein Zungenbrecher, es findet sich noch ein Wort, es findet sich was, wo man sagt, ah, das passt gut dazu, der Otter dann kommt Otter war, dann kommt noch was dazu und dann muss man aber gleichzeitig eben gucken, wie erzähle ich die Geschichte.
00:06:50: Dr. Stefan: Gehst du sozusagen bausteinartig beim, jetzt würde ich fast sagen, Komponieren deiner Geschichten vor, dass du sozusagen erst sammelst und sagst wie gibt denn das nachher, jetzt habe ich also ganz viele Bausteine, wie mache ich da was draus oder ist es so, eine Zeile noch eine Zeile, was könnte dann passen Gehst du so vor beim beim Schreiben?
00:07:17: Bodo Wartke: Also ich gehe sehr unterschiedlich vor. Wichtig ist, der Reim allein macht noch kein Gedicht. Also die Reime sind ja nicht dasjenige Stilmittel, was die Geschichte erzählt. Die Geschichte ereignet sich zwischen den Reimen so davor und dahinter. Aber die Reime sind natürlich Und ja, also es ist sehr spannend, sich an bestimmten Reimen entlang zu hangeln oder eben auch zu gucken, okay, ich habe diese Reime auf das Wort, welche Geschichte kann ich damit erzählen?
00:07:46: Bodo Wartke: Der wichtigste Wegbegleiter auf diesem Weg, habe ich gemerkt, ist der Zufall Also die besten Reime sind häufig auch diejenigen, die ich nicht geplant habe, die auch nicht in einem Reimlexikon stehen, sondern die sich zufällig ergeben, über die ich quasi stolpere. So, ich bin auf dem Weg irgendwo hin, also ich breche ins Unbekannte auf und bemerke dann so Blümchen, die am Wegesrand blühen, die mir nicht aufgefallen wären, wenn ich nicht losgelaufen wäre, einfach mal auf Verdacht in irgendeine Richtung.
00:08:13: Bodo Wartke: So, und deswegen, man kann das nicht so generalstabsmäßig vorplanen So soll das Gedicht später aussehen Und jetzt fange ich an, das zu schreiben. Sondern es ist also, als wäre man in einem Wald unterwegs, wo man vorher noch nicht war, sich einfach erst mal umgucken. Was ist denn da so alles? So, und das alleine kann auch schon sehr viel Spaß machen.
00:08:38: Bodo Wartke: Und am Ende ist halt dann quasi so Das Destillat die Essenz des Waldes aber man hat eben auch den ganzen Wald gesehen. Also man hat wirklich richtig was erlebt auf dem Weg dorthin. Und das macht sehr viel Spaß, sich also tatsächlich überraschend zu laschen. Ich reime manchmal auch aus. Versehen und weil ich mich versabbe, sich überraschen zu lassen von der Poesie und von der Reichhaltigkeit der deutschen Sprache.
00:09:11: Bodo Wartke: Und ich bin immer wieder aufs Neue überrascht was man da alles entdecken kann.
00:09:16: Mr. Ralf: Also es klingt ja so, als hättest du zum Beispiel beim Fußball gucken... Von mir aus bei Bayern München mit Herrn Flick als Trainer an der Seite plötzlich gemerkt, da gibt es ja Flanken, es gibt Kicker es gibt Flick und plötzlich sind da viele Worte die zusammengenommen dann schon recht komplex wirken und schwer auszusprechen sind.
00:09:32: Mr. Ralf: Kann man sich das so vorstellen? Ja
00:09:33: Bodo Wartke: bei dem war es tatsächlich so, bei dem Zungenbrecher war es so, dass der auf einem real existierenden Zungenbrecher basiert wie die meisten, auch einer, den ich eben auf einer dieser benannten Seiten im Internet gefunden habe. Aber der ist wahrscheinlich aus lautmalerischen Gründen entstanden, wage ich zu behaupten.
00:09:54: Bodo Wartke: Also nicht in Folge von Hansi Flick, sondern einfach weil Flankenkicker und Flick beides mit FL anfangen. Ich gehe davon aus, dass deswegen dieser Zungenbrecher entstanden ist. Aber jetzt gibt es eben den Flick. Und zu der Zeit als er Bundestrainer war, bin ich halt auf die Idee gekommen, ey, man kann doch diesen bestehenden Zungenbrecher auf ihn konzentrieren Münzen.
00:10:17: Bodo Wartke: So, und wie wäre das? Also es gibt tatsächlich auch noch eine zweite Version, die wir allerdings nicht veröffentlicht haben, weil Deutschland zu früh ausgeschieden ist, leider. Also das war genau zu der Zeit, wo ich eigentlich so dem Team alles Gute gewünscht hatte und dann zack waren die draußen und wir dachten so, ah Mist, da waren wir nicht schnell genug und schade.
00:10:36: Bodo Wartke: So, aber also den gibt es tatsächlich in zwei Versionen Wir
00:10:39: Mr. Ralf: haben wahrscheinlich zu wenig Flanken geübt und zu fitte Zungenbrecher, deswegen war es dann nix.
00:10:44: Bodo Wartke: Es gibt
00:10:44: Bodo Wartke: tatsächlich auch einen Zungenbrecher über Alexandra Popp den habe ich auch geschrieben und da ist genau das gleiche passiert, auch die sind leider zu früh ausgeschieden, sonst hätten wir den veröffentlicht.
00:10:54: Bodo Wartke: Und jetzt ist sie leider ja auch ausgeschieden, sie hat ja ihre Profikarriere beendet sodass ich denke, ah schade, es wäre so schön gewesen.
00:11:01: Mr. Ralf: Da muss man sich jüngere aussuchen, die vielleicht noch länger im Geschäft bleiben. Aber nicht jeder eignet sich ja für Zungenbrecher.
00:11:07: Bodo Wartke: Ja, naja, bei manchen hat das ja geklappt.
00:11:09: Bodo Wartke: Also ich habe ja was gemacht über Friedrich Merz und über Markus Söder. Und das hat ja leider auch immer noch Bestand muss man ja sagen. Also das, was ich da kritisiert habe an beiden, das ist ja eine politische Linie von der sie jetzt beide nicht unbedingt abgewichen sind
00:11:26: Dr. Stefan: Das
00:11:26: Dr. Stefan: stimmt, das hat Ewigkeitswert.
00:11:28: Dr. Stefan: Nein, hoffentlich nicht.
00:11:30: Mr. Ralf: Und Ewigkeit wollen wir da mal nicht hoffen aber es besteht. Was ich vorher noch wissen wollte bei dem Thema, ja, du hast das ja auch auf dem Bühnenprogramm mit integriert und auch die Videos, die es dazu gibt. Und hast ja auch gesagt, dass man am Anfang ja auch versuchen muss, da reinzukommen weil es schwierig ist.
00:11:47: Mr. Ralf: Das klingt für mich wie mal wie so ein Horror, auf der Bühne zu stehen und die Dinger sauber rüberzubringen und sich eben nicht zu verhaspeln. Das ist ja nun eigentlich die Aufgabe eines Zungenbrechers Bist du da so sicher im Text, dass du schon von vornherein weißt, heute klappt alles, nie geht was schief?
00:12:01: Bodo Wartke: Ja, ich
00:12:01: Bodo Wartke: verhaspele mich schon, doch doch das passiert. Also ich begebe mich ja auch wirklich aufs Glatteis, das merken auch die Leute, das macht es ja auch spannend. Und wenn ich mich verhaspele, ist es meistens zum Glück sehr lustig weil es ja auch einfach nur menschlich ist, dass man Fehler macht. Und dass da jemand stellvertretend auf der Bühne Fehler macht, die man selber auch machen würde, das ist auch sehr befreiend für die Leute.
00:12:23: Dr. Stefan: Das
00:12:23: Dr. Stefan: glaube ich So ein bisschen wie, wie sagt man bei Samuel Beckert, schöner scheitern. Also ist da nochmal probieren und nochmal probieren. Ja, die
00:12:30: Bodo Wartke: Frage ist nicht, ob man scheitert sondern wie man scheitert Man scheitert sowieso so. Also es liegt ja in unserer Natur, einfach Fehler zu machen, Fehler passieren.
00:12:39: Bodo Wartke: Da kann niemand was dafür. Deswegen ist halt. Und entscheidender, nicht das Scheitern zu vermeiden, sondern einen positiven Umgang damit, sich zu erschließen. Und ich habe eben oft genug auch Fehler gemacht auf der Bühne um zu bemerken, okay, niemand stirbt das ist eigentlich nicht schlimm. Im Gegenteil meistens wird die Show gut Dadurch sogar lustiger und besser.
00:12:59: Bodo Wartke: Es wird spontaner es ist menschlich, es ist einfach akut witzig. Und die Leute wissen, das passiert nur heute, das passiert sonst nicht. Und wir waren live dabei. Und man fängt dann an zu leiden als Publikum wenn derjenige auf der Bühne dem es passiert ist auch drunter leidet. Und wenn man aber sich selbst den Fehler gut verzeihen kann, das überträgt sich ja auch aufs Publikum.
00:13:20: Bodo Wartke: Das ist ja auch das Tolle am Live-Konzert Am menschlichen Dasein als solchem. Wir adaptieren das, was die Menschen um uns herum umtreibt. Also Spiegelneuronen. Also wenn jemand gähnt, fangen wir auch an zu gähnen. Wenn jemand gute Laune verströmt färbt das auch auf uns ab. Wenn jemand mies drauf ist, zieht uns das auch runter.
00:13:43: Bodo Wartke: Also wir beeinflussen uns halt emotional gegenseitig Und was ich halt mache auf der Bühne, ist meine Freude an der Sache mit den Leuten zu teilen. Und Dass ich diese Freude empfinde, das ist nicht gespielt, sondern das ist wirklich ganz, ganz authentisch und das überträgt sich auf das Publikum. Und eben dafür muss man noch nicht mal live dabei sein.
00:14:05: Bodo Wartke: Man kann sich eben auch Clips von uns im Internet anschauen da merkt man mir das auch an. Dafür muss man auch noch nicht mal die deutsche Sprache sprechen, um zu bemerken der hat gerade richtig Spaß an dem, was der da tut.
00:14:15: Dr. Stefan: Jetzt ist wahrscheinlich dein Publikum
00:14:17: Dr. Stefan: meistens eher erwachsen. Du hast aber jetzt ein Buch gemacht, was jetzt herauskommt in Barbaras Rabarbarbar wird Niemals der Rabarbarar heißt es und erscheint am 29.
00:14:27: Dr. Stefan: September bei Carlsen mit Illustrationen von Alexandra Junge. Und da ist das Zielpublikum Erst mal jünger nehme ich an, deutlich jünger als bei deinen anderen Auftritten. Wie war das da sozusagen beim Schreiben, beim Zusammenstellen, beim Dichten? Hast du da... Sozusagen den imaginären Zuhörer dir vorgestellt oder hast du ausprobiert vielleicht auch das ein oder andere Gedicht wo du dann sagst, das muss ich mal ausprobieren, ob das klappt, wie die
00:15:05: Dr. Stefan: darauf reagieren?
00:15:06: Bodo Wartke: Nee, also ich habe wie sonst auch das geschrieben, worauf ich selber Bock habe. Also ich habe gar nicht mir vorgenommen, ich mache jetzt ausdrücklich was für Kinder. Und das war auch schon vor den Zungenbrechern so, dass Kinder viel Spaß haben an dem, was ich tue. An Liedern, wo ich denke, das sind ja eigentlich eher erwachsene Themen, die darin besprochen werden, aber die Kinder können da total dran andocken.
00:15:26: Bodo Wartke: Und ich habe mich damals schon gefragt, woran liegt das? Und ich vermute, es ist mein Umgang mit Sprache, Reime, Wortwitz. So, da haben einfach Kinder mega Spaß dran, am Klang der Sprache. Hatte ich auch als Kind. Also mich hat das auch total begeistert zu merken, ey das reimt sich ja aufeinander, das ist ja cool, das ist ja witzig.
00:15:43: Bodo Wartke: Und ich finde, Und häufig Sachen, die sich ausdrücklich an Kinder richten so ein bisschen betulig. Also der Gestalt dass den Kindern dann nicht so richtig was zugetraut wird und man davon ausgeht ja, die sind ja noch ein bisschen klein und verstehen das alles noch nicht so. Und das Gegenteil ist der Fall.
00:16:02: Bodo Wartke: Also ich habe den Eindruck, ich gewinne den Eindruck, dass Kinder viel mehr Bock haben, sich mit was zuzulassen Zu beschäftigen wenn es sie eher überfordert als unterfordert weil sie dann den Anreiz haben, sich das zu erschließen. Was heißt dieses Wort? Ich will wissen, was das bedeutet. Und ich möchte das auch meistern Ich möchte das auch so schnell hinkriegen wie er.
00:16:21: Bodo Wartke: Wie schaffe ich das? Und also ich bin im Grunde pädagogisch wirksam ohne dass ich das auch jemals beabsichtigt hätte. Also Leute haben Lust. Sich mit dem auseinanderzusetzen, vor allem Kinder. Und ich finde halt schön, dass es eben nicht nur für Kinder interessant ist, sondern auch für deren Eltern und Großeltern.
00:16:39: Bodo Wartke: Also dass da wirklich ein generationenübergreifendes Publikum bei mir im Konzert sitzt und alle da Spaß dran haben. Also ich finde es schön, so inklusiv vorzugehen als exklusiv und zu sagen, das ist bitte schön nur für Kinder, sondern das ist auch für Kinder. Beziehungsweise ja, das ist nicht auch für Kinder, das ist für alle.
00:17:00: Dr. Stefan: Also von 9 bis 99, wie man es heute so schön sagt.
00:17:04: Mr. Ralf: Wie bei den Ravensburgern
00:17:04: Mr. Ralf: Spielen und Puzzeln, das immer hatte. Hat sich denn dein Publikum...
00:17:09: Bodo Wartke: Wobei
00:17:09: Bodo Wartke: ich finde, dass die 100-Jährige dadurch ziemlich diskriminiert sind Das stimmt. Und die werden ja auch mehr und mehr, das wissen wir ja. Genau es ist ja eben nicht nur ab neun das ist ja auch schon für Kinder, die selber noch gar nicht lesen können, also das ist das, was mir ganz viele Leute erzählen, so ey, meine Tochter steht da voll drauf, die ist vier und die möchte das immer wieder hören und so, also ich bin selbst überrascht wie groß die Bandbreite wirklich ist, der Leute, die damit was anfangen können.
00:17:34: Mr. Ralf: Hat sich denn dein Publikum nach dem Erfolg der kleinen Videos mit den Reimen schon geändert? Merkst du das, dass da jetzt ein breiteres Publikum oder mehr Kinder oder mehr junge Leute oder keine Ahnung zu deinen Terminen kommen?
00:17:49: Bodo Wartke: Es kommen mehr Kinder
00:17:50: Bodo Wartke: tatsächlich. Die kommen natürlich vor allem dann am Wochenende, also Freitag Samstag wenn am nächsten Tag keine Schule ist.
00:17:57: Bodo Wartke: Denn
00:17:58: Bodo Wartke: es wird auch einfach sehr spät, es beginnt um 20 Uhr, es dauert bis viertel vor elf, also es ist ein langer Abend, aber die Kinder, die das wirklich wollen, die sitzen da total eingeschaltet da auf der Stuhlkante und sprechen alles mit und sind also richtig am Start. Das ist wirklich unglaublich Wenn ich frage, wer kannte mich denn vorher nicht und hat mich über die Zungenbrecher kennengelernt und ist deswegen hier, melden sich gar nicht so viele.
00:18:24: Bodo Wartke: Also da melden sich vielleicht dann so fünf in einem Konzertsaal, wo aber tausend Leute Platz finden und auch da sind. So und die Hälfte von denen ist zum ersten Mal da. Das frage nämlich dann meistens vorher, wer war denn schon mal da, wer ist zum ersten Mal da? Und irgendwo müssen die ja herkommen. Und es ist offenbar gar nicht so sehr der virale Interneterfolg, der die Leute zu mir ins Konzert bringt.
00:18:44: Bodo Wartke: Ich glaube, es ist viel Mund-zu-Mund-Propaganda und viele Leute, die mich wiederentdeckt haben durch die Zungenbrecher, die vor 10, 20 Jahren schon mal da waren und gesagt haben, ey, wir fanden deine Lieder immer schon toll, jetzt haben wir diese Zungenbrecher gesehen und haben das zum Anlass genommen, mal wieder zum Konzert von dir zu kommen.
00:18:59: Dr. Stefan: Kam denn die Idee zu dem Buch von dir und vom Verlag?
00:19:03: Bodo Wartke: Die kamen vom Verlag. Die haben sich das gewünscht. Die sind mit dieser Idee auf mich zugetreten. Ich hab erst gedacht, das funktioniert nur performativ in vorgetragener Form. Also wirklich auch mit den Beats und gerappt. Und die hatten die Idee, nee, wir glauben, das funktioniert auch in gelesener Form.
00:19:21: Bodo Wartke: Und wenn Illustration als neues Element dazu kommt, Dann ist das umso spannender. Und das Tolle an Alexander Junge ist ja, dass die nicht einfach nur das bebildert was stattfindet im Text, sondern auch ihrerseits ja die Geschichten fortspinnt. So, also was macht Fischers Fritz, nachdem ihm seine frischen Fische geklaut worden sind von der Katze?
00:19:43: Bodo Wartke: Dann geht er halt in den Supermarkt ans Tiefrühlregal und Kauft Fischstäbchen. Und das ist halt nochmal so eine zusätzliche Pointe die eben auf der gestalterischen, grafischen Ebene stattfindet auf die ich selber gar nicht gekommen wäre und denke so, ey, super, also jetzt kommt wieder nochmal was Neues hinzu, was die Sache nochmal interessanter macht.
00:20:02: Dr. Stefan: Und sie reimt offenbar selber, denn bei dem Flankenkicker Flick sehen wir Bandenwerbung von einem Bürstenmacher, einem Dorstner Bürstenmacher mit Dorstens beste Borsten.
00:20:13: Bodo Wartke: Das ist ein Querverweis auf einen anderen Zungenbrecher im Buch, aber auf die Idee ist sie auch gekommen. Ja. Also die Zungenbrecher alle miteinander zu verbinden, also diese Katze zum Beispiel, die Fischers Fritz die frischen Fische klaut, die taucht immer wieder auf.
00:20:28: Bodo Wartke: Also manchmal muss man die auch richtig suchen, die ist also richtig so auf Beute zu.
00:20:32: Mr. Ralf: Ja, es gibt ja auch den Pasta-Laster zum Beispiel.
00:20:35: Bodo Wartke: Genau, und das ist auch
00:20:36: Bodo Wartke: ihre Idee. Also, dass es halt ein LKW ist und eben kein Laster im Sinne von schlechter Angewohnheit. Könnte auch sein. Also, es gibt viel zu entdecken in diesem Buch.
00:20:46: Bodo Wartke: Ja, das Werk geht über sein Auto hinaus. ,, das sitzt wunderbar.
00:20:52: Mr. Ralf: Ja, ich bin ja auch ein bisschen kritisch gewesen, weil ich natürlich im Vorfeld schon die anderen Sachen, die gerappten und die musikalischen Sachen kannte und das Ganze dann irgendwie bei denen, die ich schon kannte kennengelernt Ist es dann halt so ein bisschen im Ohr Es ist wie wenn man so eine Autorenlesung im Ohr hat.
00:21:06: Mr. Ralf: Also zum Beispiel Wolf Haas kann ich mich immer noch wahnsinnig gut daran erinnern Wenn man einmal diesen Ton im Ohr hat, dann liest man die Bücher ganz anders.
00:21:12: Dr. Stefan: Das
00:21:12: Dr. Stefan: kann ich mir vorstellen. Es ist bei den Kängurukroniken genauso Bei Kängurukroniken auch Also hier hat man diese Stimme von
00:21:16: Mr. Ralf: Marc-Uwe Kling im Ohr wenn man was liest Thorsten Sträter hat man irgendwie auch mega sofort im Ohr die funktionieren irgendwie mit dieser Stimme im Kopf einfach viel besser und da hatte ich so am Anfang ein bisschen Bedenken, aber ich glaube auch, dass es eine gute Idee sein kann, weil es dann ja auch Kindern die Möglichkeit gibt, permanent und selber auch weiterzudenken oder weiterzuführen, weil es ist ja quasi jeder Zungenbrecher ist ja auch so ein.
00:21:40: Mr. Ralf: Materialfülle, vielleicht gibt es noch mehr Worte die da in diese Zungenbrecher-Schemata passen, also das hat man natürlich vielleicht in so einer Buchform noch ein bisschen einfacher, weil man permanent reingucken kann.
00:21:50: Bodo Wartke: Ja, also das ist natürlich toll, wenn es Leute inspiriert, da selber tätig zu werden und das passiert auch, also wir schicken Kinder Zungenbrecher, die sie sich selber ausgedacht haben und auf die sie durch mich gekommen sind oder Leuten fällt irgendwas auf, das etwas sehr zungenbrecherisch ist, Und ob das nicht was für mich sein könnte.
00:22:09: Bodo Wartke: Eine befreundete Schauspielerin hat einen Film gedreht in Friesland und das Szenario wo das spielt, ist das alljährlich stattfindende Schlickschlittenrennen. So, das ist so ein in der Region, ja genau, was ist denn das? Schlickschlittenrennen Das Schlickschlittenrennen. Also die Fischer im Wattenmeer haben halt so Holzschlitten, mit denen sie von Reuse zu Reuse schlittern.
00:22:34: Bodo Wartke: Also eben zu Fuß durchs Wattenmeer zu gehen, da kommt man einfach ja nicht so gut vorwärts man bleibt eben stecken. Aber mit diesen Schlickschlitten kann man richtig über das Wattenmeer düsen und eigentlich findet ein... Richtig, findet ein Event statt und man saut sich tierisch ein dabei, es ist aber ein unfassbarer Spaß und allein das Wort Schlickschlittenrennen ist ja im Grunde schon zungenbrecherisch und als sie mir davon erzählt hat hatte ich sofort Ideen so was kann ich daraus machen, das passiert eben nicht nur bei mir, sondern es passiert inzwischen halt auch bei Bei meinem Publikum und bei den Leuten, die das Buch lesen.
00:23:06: Mr. Ralf: Könnte man super mit den schleckenden Schnecken verwenden. Das kann ich schon gar nicht mehr zusammen. Die schleckenden Schnecken mit dem Schlittschlicken. Nee, Schlickschlitten. Also ja, da steckt eine Menge.
00:23:17: Dr. Stefan: Wann merkt man denn eigentlich, dass ein Wort, sozusagen eine Wörterschlange, das irgendwann genug ist?
00:23:23: Dr. Stefan: Also wenn man denkt, was weiß ich, du hast da den... Pappel Wappen Klapper, Ritter und man könnte immer noch eins dranhängen. Wann hast du so ein Gefühl, wo du denkst ah, too much oder ich gehe noch mal eins zurück?
00:23:39: Bodo Wartke: Ja, also auch der Pappel Wappen, Klapper, Ritter ist ein real existierender Zungenbrecher den ich erweitert habe.
00:23:45: Bodo Wartke: Und das ist wahrscheinlich auch ein Wort... Auf das ich nicht gekommen wäre, weil was ist denn das überhaupt, ein Pappel-Wappen-Klapper-Ritter, aber da geht ja auch die Fantasie los, der hat wahrscheinlich einen Wappen und im Wappen eine Pappel und irgendwas klappert da und so, also man muss natürlich aufpassen, dass man sich nicht zu sehr in seine Reime verliebt, das passiert mir natürlich auch, dass ich denke, das reimt sich so schön und dann gibt es aber eben Leute wie meinen Regisseur der dann zum Glück rechts wieder auf den Plan tritt und sagt, ja das reimt sich, aber es ergibt keinen Sinn.
00:24:16: Dr. Stefan: Aber
00:24:17: Dr. Stefan: das kann herrlich
00:24:17: Dr. Stefan: sein. Einfach nur Nonsens kann so herrlich sein.
00:24:21: Bodo Wartke: Das stimmt, das stimmt. Aber dann wiederum es ist alles eine Frage des richtigen Maßes. Also dass es eben nicht zu viel wird von einer Sache. Ich erzähle ja auch gerne Geschichten die spannend sind und Sinn ergeben und eine Pointe haben und so.
00:24:37: Bodo Wartke: Und ja, also um nochmal auf die Frage zurückzukommen, wie gehe ich vor? Es geht ja hier darum... Zwei Sachen zusammenzubringen die sich nicht gegenseitig ausschließen sollen, sondern Hand in Hand gehen sollen. Es soll sich schön reimen, es soll aber auch etwas aussagen. So, und in schlechten Gedichten ist es häufig entweder oder.
00:24:56: Bodo Wartke: Und im Idealfall ist es halt ein Sowohl-als-auch. Also häufig ist es in den schlechten Gedichten so, dass die jeweils zweite Zeile nur den Tatbestand des Reimes erfüllt, aber inhaltlich nichts mehr beiträgt. Also man schwafelt und es wird immer länger und länger. Und ja, okay, es reimt sich, aber es sagt nicht wirklich was aus.
00:25:15: Bodo Wartke: Und bei anderen Texten die halt super präzise auf den Punkt sind, sucht man Reime vergebens Und da eben genauso die richtige Mitte zu finden, zu sagen so Ja, ey, das ist exakt das, was ich sagen will. Und es reimt sich. Und das ist halt ultra befriedigend, wenn das gelingt. Wie ich ja vorhin schon sagte, die schönsten Reime sind die, nach denen ich gar nicht gesucht habe, sondern die sich automatisch ergeben.
00:25:36: Bodo Wartke: Also es kann auch ein Weg sein, nicht zu gucken, was reimt sich alles und welche Geschichte kann ich damit erzählen, sondern erstmal zu denken, lass mal die Reime beiseite wie ist die Geschichte, die ich erzählen will und die schreibe ich jetzt auf. Und dann beim Schreiben zu merken, guck mal, da reimen sich ja schon Sachen.
00:25:51: Bodo Wartke: Da stelle ich jetzt einfach mal den Satz um und dann steht das hier am Ende und bam, fertig ist der Lack. So also vieles ergibt sich wirklich ganz organisch und ganz automatisch fast so, also alles fällt an seinen Platz und das ist ein sehr beglückender Moment in der Schaffensphase, dem quasi zuzusehen, so also wie das Werk quasi von selber entsteht das soll Michelangelo mal gesagt haben, der wurde gefragt, sag mal hier, der David Dein Meisterwerk, wie hast du das denn gemacht?
00:26:21: Bodo Wartke: Und er soll gesagt haben, ja, ich habe halt alles vom Stein weggeklopft was nicht David war.
00:26:26: Dr. Stefan: Der
00:26:27: Dr. Stefan: war schon drin. Ich sehe Marmor drin.
00:26:32: Bodo Wartke: Man öffnet letztendlich so einen Kanal und der Rest ergibt sich. Ich denke mir die deutsche Sprache ja nicht aus, ich finde sie vor. Aber was mir eben auffällt sind eben...
00:26:44: Bodo Wartke: Bestimmte Raffinessen und Eigenarten an ihr, die zum Teil ja inzwischen nicht nur mir alleine auffallen, sondern eben auch den anderen Leuten, die auf mich zutreten und sagen, ey, hier, hör den das mal an, oder die Zipfelbob-Affäre in Österreich. Das ist auch so eine aberwitzige Sache, die sich da ereignet hat und die ist halt wirklich wahr und klingt aber unfassbar zungenbrecherisch wegen der Zipfelbobs.
00:27:08: Bodo Wartke: Das sind so besondere Schlitten, mit denen man halt den Hügel runterpesen kann.
00:27:13: Mr. Ralf: Funktioniert das alles auch im Ausland? Also bist du auch außerhalb von deutschsprachigen Ländern unterwegs und gibt es da auch Menschen, die das von dir gerne hören wollen?
00:27:22: Bodo Wartke: Also inzwischen ist es so, dass Leute aus dem Ausland nach Deutschland auch mal kommen, um sich ein Konzert von mir anzuschauen.
00:27:27: Bodo Wartke: Also als ich das letzte Mal in Trier war, ist eine Frau aus Frankreich rübergefahren, weil die das unbedingt sehen wollte. Und die sprach gar kein Deutsch, aber die fand halt Barbaras Rhabarber so cool, dass sie deswegen gekommen ist. Und es gibt halt Leute, die das auch ganz, ganz toll in andere Sprachen...
00:27:44: Bodo Wartke: Übersetzen. Also ich glaube, das, was Den reiz ausmacht also die sprache zum klingen zu bringen dass das kann man halt auch verstehen selbst wenn man kein deutsch spricht also man hört ja wie es klingt na also so geht mir das zum beispiel wenn ich wenn ich einem höre den ich ganz fantastisch finde so ich verstehe ganz viele worte nicht ich muss also ich kann es bei englisch aber ich muss vieles wirklich erstmal nachlesen so was sagt er denn da und selbst in dem moment wo ich noch kein wort verstehe ich Kriegt er den Klang mit, also wie er die Motive setzt, wo er die Reime setzt und so und wie ausgecheckt das ist und wie besonders das dadurch eben klingt.
00:28:21: Bodo Wartke: Und das sagen mir die Leute auch, also das spiegeln sie mir und sagen, ey, ich wusste gar nicht, dass Deutsch so klingen kann und auf einmal kriege ich richtig Lust, die Sprache zu lernen. Und es gibt eben Leute, die schaffen, das in anderen Sprachen auch zu machen und zum Beispiel auch, Anhand von Barbaras Rhabarber.
00:28:37: Bodo Wartke: Das wurde ja dann in etliche Sprachen übersetzt. Auf Holländisch ganz toll, auf Französisch, auf Spanisch Russisch Ukrainisch. Unfassbar. Und halt auch wirklich richtig cool. Die Leute versuchen wirklich die Raffinesse des Deutschen in ihre Sprache zu übertragen. Und ich glaube, das ist toll Das in allen Sprachen gibt.
00:28:58: Bodo Wartke: Also jede Sprache hat ihre besondere Einzigartigkeit, ihre besonderen klanglichen Raffinessen und die hervorzukitzeln, das macht einfach Spaß.
00:29:07: Mr. Ralf: Ja, das ist doch eigentlich ein schöner Auftrag sich selber und auch für diejenigen außerhalb von Deutschland in ihren eigenen Sprachen sich so damit zu beschäftigen wie wir das jetzt bei dir gehört haben, wie du das machst.
00:29:18: Bodo Wartke: Ich
00:29:18: Bodo Wartke: habe auch erfahren, auch durch den Austausch mit den Leuten auf Social Media, jedes Land hat im Grunde seinen eigenen Fischers Fritz. Total abgefahren. Also ein Zungenbrecher, den da jeder kennt. In England ist das zum Beispiel She sells seashells Und in Frankreich ist es Les chaussettes de l'archiduchesse.
00:29:36: Bodo Wartke: So, das ist der französische Fischers Fritz. Der geht so, Les chaussettes de'archiduchesse sont des sèches archisèches. Das heißt auf Deutsch, die Schuhe der Erzherzogin sind die trockenen, Und man denkt so, aha, aber es klingt halt, wie es klingt. So und inzwischen knöpfe ich mir halt auch andere, also solche Zungenbrecher vor, die in anderen Ländern jeder kennt und überlege mir dann die Story dazu.
00:30:05: Bodo Wartke: So wie ist es dazu gekommen, dass die Schuhe von der Erzherzogin überhaupt nass geworden sind? Und das ist eben spannend, da jetzt eben halt auch über den deutschen Sprachraum hinaus zu gehen und die Sprachen miteinander zu verbinden. Also das ist ein Zungenbrecher, den wir in Kürze veröffentlichen werden.
00:30:18: Bodo Wartke: Der beginnt auf Deutsch und endet auf Französisch.
00:30:21: Dr. Stefan: Es gibt im
00:30:21: Dr. Stefan: Französischen dieses sehr schöne, mussten wir immer in der Schule auswendig lernen, si-un-si-si-un-si-près-si-si-si-si-si-si-près. Also wenn eine Säge eine Zypresse zersägt dann zersägen sechs Sägen natürlich sechs Zypressen Si-un-si-si-un-si-près-si-si-si-si-si-si-près.
00:30:38: Dr. Stefan: Das ist so auch Nonsense pur, aber es stimmt ja, es ergibt ja Sinn. Es macht Spaß. Und klingt fantastisch. Dann gab es so ein ähnliches wie du mit der Erzherzogin Dido di Naditon den Dodido di Döndon. Also das bedeutet, die Königin Dido, also von Dido in der Nähe aus, die karthagische Königin Königin Dido pflegte gern fetten Truthahnrücken zu essen.
00:31:05: Dr. Stefan: Dido di Naditon, den Dodido di Döndon. Also, Das hat auch einen Sinn. Das ist eine Geschichte, genau. Also es gibt es in anderen Ländern tatsächlich auch irgendwie. Und in Schweden irgendwie gibt es was, das kriege ich aber nicht mehr zusammen mit sechs Seekrankenschwestern und so weiter.
00:31:20: Bodo Wartke: Also du kennst
00:31:22: Bodo Wartke: dich ja aus, das ist ja der Wahnsinn.
00:31:25: Bodo Wartke: Und es ist was für ein unglaublicher Schatz, also Wortschatz mal wieder so im wahrsten Sinne des Wortes. Ich finde das so fantastisch
00:31:32: Dr. Stefan: Das war jetzt gerade reaktivierend sozusagen, weil ich mich gerade da 40 Jahre vorher versetzt gefühlt habe. Aber man merkt plötzlich, was das Gehirn dann irgendwie abspeichert merke ich gerade.
00:31:43: Dr. Stefan: Genau, kannst. Aber irgendwie, die Schublade geht dann plötzlich wieder auf, wo man sagt, also es muss irgendwas sein, was mit so viel Spaß damals verbunden war, dass es in irgendeiner Hirnbindung noch sitzen bleibt anscheinend Und dass das jedes Land hat, das ist eigentlich auch
00:32:02: Dr. Stefan: ganz, ganz spannend.
00:32:03: Bodo Wartke: Und dass man eben, wenn man Inhalte auf diese Art und Weise verabreicht, ja im Grunde auch dafür sorgen kann, dass es besser im Gedächtnis bleibt.
00:32:10: Bodo Wartke: Ja,
00:32:10: Dr. Stefan: ja.
00:32:10: Bodo Wartke: Also Terra X ist auf mich zugetreten und die hatten halt die Idee, kannst du nicht was machen über das endoplasmatische Reticulum? So allein weil das Wort so cool klingt. Oh, ja. Und das... Habe ich mir natürlich nicht zweimal sagen lassen und habe halt quasi einen Zungenbrecher, Rap-Song über das endoplasmatische Reticulum gemacht, den haben wir auch schon veröffentlicht, wo ich halt erkläre, indem ich erkläre, was das ist und was das macht.
00:32:33: Bodo Wartke: Und man kann sich auch nur so ein bisschen irgendwie erinnern aus dem Bio-Unterricht oder zumindest hat man es mal gehört, dass es das gibt und so und hat sich damals schon darüber gewundert. Und jetzt schreiben mir halt etliche Leute, ja ey, das hätte ich damals mal zu Schulzeiten und im Bio-Studium kennen müssen, diesen Song, weil so kann man sich das ja viel besser merken.
00:32:50: Bodo Wartke: Ja
00:32:51: Dr. Stefan: ja, ja. Das stimmt. Also wir werden dich für die nächste Frankfurter Poetik-Vorlesung vorschlagen Also mit dem Wissen was dahinter ist. Wahrscheinlich wäre der Hörsaal proppenvoll, würde ich dann auch schätzen. Ich weiß nicht, in Frankfurt in der Uni passen so tausend da rein. Also der wäre proppenvoll.
00:33:09: Dr. Stefan: Wir haben ganz viel gelernt. Würde ich sagen. Jede Menge gelernt.
00:33:12: Mr. Ralf: Wir kramen nochmal in unserem Gedächtnis nach nach verschollen gegangenen Zungenbrechern aus der Kindheit und Jugend und aus fremden Sprachen. Man hat ja richtig Lust, da jetzt ein bisschen mehr zu gucken und sich zu erinnern und findet ja immer wieder was.
00:33:24: Dr. Stefan: Vielleicht auch ob
00:33:25: Dr. Stefan: die Österreicher und Schweizer ihre eigenen Namen haben
00:33:27: Mr. Ralf: Ja ich habe auch noch nach
00:33:27: Mr. Ralf: dem Hessischen geguckt. Aber es gibt
00:33:29: Mr. Ralf: nicht so
00:33:29: Mr. Ralf: viel.
00:33:29: Bodo Wartke: Haben sie! Es gibt einen ganz berühmten Schweizer Zungenbrecher, den da auch jeder kennt. Da geht es so, der Papst hat Spitzspack, Bestecktspapstaut. Ah, der Papst ja.
00:33:44: Dr. Stefan: Jetzt, wo du sagst, ja, klar.
00:33:47: Mr. Ralf: Ich habe ein
00:33:49: Mr. Ralf: Besteck in Mitte gehört, aber ich bin
00:33:51: Mr. Ralf: mir nicht sicher, ob richtig ist.
00:33:52: Bodo Wartke: Doch stimmt. Der Papst hat in Spierz das Speckbesteck zu spät bestellt. Das passiert ihm häufig. Richtig. Und die ersten Fragen, die ich dann eben so stelle ist, aha, was ist das überhaupt, ein Speckbesteck Warum hat er das zu spät bestellt?
00:34:09: Bodo Wartke: Wie konnte es dazu kommen? Also quasi die Aberwitzigkeit des Zungenbrechers dann so schlüssig zu erzählen Und das macht halt total Spaß. Herrlich.
00:34:19: Dr. Stefan: Ja. Ja, vielen Dank dass du uns so tief eingeführt hast in die Geheimnisse der deutschen Sprache und der Zungenbrecher. Es war äußerst kurzweilig Auch für uns lehrreich gleichzeitig dazu.
00:34:35: Bodo Wartke: Und auch für mich ich bitte euch von Herzen diese Französischen die ihr gerade zitiert habt, die ich noch nicht kenne, wärt ihr so nett, die mir zu schicken. Ich mail sie dir. Vielleicht kann ich da was draus machen. Ja, ich mail sie dir. Gerne gerne. Vielen Dank. Gute Zeit. Ja, das wünsche ich euch auch.
00:34:49: Bodo Wartke: Herzlichen Dank für die Einladung.